Mit Sprache erlernen und reproduzieren wir gesellschaftliche Werte und Normen. So hat sich seit Jahrhunderten auch die gesellschaftliche Dominanz von Männern in der Sprache verfestigt. Häufig werden in der deutschen Sprache Frauen nur „mitgemeint“ – wenn z. B. von „Schülern“ die Rede ist, obwohl es in der Klasse Schüler_innen mit verschiedenen Genderidentitäten gibt. Darüber hinaus sieht die deutsche Sprache nur zwei Geschlechter vor – Männer und Frauen. Eine gendersensible Schreibweise versucht hingegen alle Genderidentitäten anzusprechen und zu repräsentieren bzw. ermöglicht es, nur jene Menschen anzusprechen, die tatsächlich gemeint sind, beispielsweise nur dann “Schüler” zu sagen, wenn nur männliche Schüler gemeint sind.
Dynamischer Unterstrich
Der dynamische Unterstrich (z. B. Schül_erinnen oder wahr_nehmen) zeigt, dass sich (Schrift-)Sprache und somit auch gendersensible Sprache ständig wandelt und dass weder der Gender Gap, der alle Geschlechtsidentitäten einschließt, noch die weibliche Endung „unnötige“ Anhänge sind. Außerdem verdeutlicht der dynamische Unterstrich die Unmöglichkeit einer klaren Trennung zwischen „männlich“ und „weiblich“. Ebenso geht es darum weitere Irritation zu schaffen, die verstärkt auf die Gemachtheit von Sprache hinweist.
Gender Gap (auch: Unterstrich)
Mittel der sprachlichen Darstellung aller Genderidentitäten (z. B. in Schüler_innen), auch jener, die abseits des gesellschaftlich hierarchischen Zweigeschlechtersystems existieren, welches nur von der Existenz von Frauen und Männern ausgeht.
* nach Frau*, Mann*…
Das Sternchen nach einer Kategorie wie z. B. Frau* soll auf die Konstruiertheit der Kategorie hinweisen – gemeint sind dann alle, die sich hinsichtlich ihrer Geschlechtsidentität als Frau* begreifen und auch von anderen als solche wahrgenommen werden möchten – völlig unabhängig von dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht. Sind nur Frauen gemeint, bei denen das bei der Geburt zugewiesene Geschlecht mit der Selbstdefinition übereinstimmt, sprechen wir auch von cis-Frauen (siehe cis-Gender).
Genderidentitäten (häufig auch Geschlechtsidentität) bezeichnet, mit welchem oder welchen Geschlecht_ern sich ein Mensch selbst identifiziert. Die Genderidentität ist nicht von außen sichtbar und hat nichts mit Körperteilen oder bestimmten Verhaltensweisen zu tun.
Agender
Personen ohne Genderidentität oder Personen, die ihre Genderidentität als „neutral“ beschreiben.
Androgyn
Androgyne Personen empfinden sich nicht als männlich* oder weiblich*, sondern als Mischung oder Kombination daraus. Androgynität ist nicht zwangsläufig eine Genderidentität, sondern kann sich auch nur auf Kleidung, Aussehen, Verhalten etc. beziehen.
„Biologisches” Geschlecht (engl.: sex)
„Biologisches” Geschlecht meint in Abgrenzung zu Gender, dem sozialen Geschlecht, körperliche Merkmale, die darauf hinweisen, ob ein Mensch Mann oder Frau ist – meistens werden in der Verwendung des Wortes keine weiteren Geschlechter mitgedacht. Neueste biologische und genetische Forschungen hinterfragen jedoch die Existenz zweier biologischer Geschlechter, indem sie die große Vielfalt von Geschlechtsorganen aufzeigen. Demgemäß sprechen wir in dieser Broschüre auch synonym von Geschlecht und Gender als subjektive Geschlechts- bzw. Genderidentität.
cis-Gender
bezeichnet Menschen, deren Geschlechtsidentität mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht übereinstimmt. Cis-Gender (auch: cisgeschlechtlich) zu sein, entspricht in einer heteronormativen Gesellschaft also der Norm.
Cis- und Begriffe wie cis-Gender, wurden von der Trans*Bewegung eingeführt, um auch Begriffe zu haben, welche die Norm selbst sichtbar machen.
cis-Frauen und cis-Männer
Frauen bzw. Männer, deren bei der Geburt zugewiesenes Geschlecht mit der gelebten Geschlechtsidentität übereinstimmt. Während also Frauen* alle Personen meint, die sich selbst als Frauen identifizieren – unabhängig von ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht – meint cis-Frauen nur Frauen, die auch bei der Geburt als weiblich eingeordnet wurden.
FLTI* (auch: FLIT*)
Frauen, Lesben, Trans*- und Inter*-Menschen, Sammelbegriff für Personen mit Sexismuserfahrung.
Gender
bezeichnet die subjektive Genderidentität einer Person, also ob und wie sehr sie sich männlich*, weiblich* oder als etwas anderes sieht, sowie die gesellschaftlichen Zuschreibungen und Erwartungen, die an den als männlich* oder weiblich* gelesenen/wahrgenommen Körper gestellt werden. Merkmale und Körper werden erst in der Gesellschaft gelesen und erhalten damit eine Bedeutung. Diese Bedeutungen variieren historisch und kulturell. In dieser Broschüre werden Gender und Geschlecht synonym verwendet. (siehe „Biologisches” Geschlecht)
Genderfluid
Bei genderfluiden Personen wechselt die soziale Genderidentität. Wie, ob und wann sie wechselt, ist dabei ganz verschieden: Bei manchen Personen hängt es vom Gegenüber ab oder vom Umfeld, in dem sie sich gerade befinden. Bei anderen wechselt es einfach immer nach einer Weile wieder oder auch mal ganz plötzlich. Zwischen welchen Genderidentitäten es wechselt, ist ebenfalls individuell verschieden. Manche genderfluiden Personen wechseln zwischen männlich* und weiblich*, andere zum Beispiel zwischen weiblich* und androgyn, wieder andere zwischen agender und männlich*, und so weiter.
Genderqueer
Personen, die sich als genderqueer bezeichnen, können sich als Frau* und/oder Mann* (gleichzeitig oder abwechselnd) oder weder als Frau* noch als Mann* identifizieren. Die Abgrenzung zum Begriff „genderfluid” ist nicht immer eindeutig.
Geschlecht
Häufig wird Geschlecht als „sex“ von Gender unterschieden, um ein „biologisches“ Geschlecht zu beschreiben. Da es aber auch biologisch nicht nur zwei Geschlechter gibt, verwenden wir Geschlecht und Gender synonym und bezeichnen damit immer die subjektive Genderidentität einer Person. (siehe “Biologisches” Geschlecht, Gender)
LGBT*IAQ/LGBPT*IAQ
Abkürzung aus dem Englischen: Lesbian Gay Bisexual (Pansexual) Trans* Inter* Asexual Queer/Questioning. Manchmal auch nur LGBT* bzw im Deutschen LSBT* (Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Trans*). Die Abkürzung ist ein Ausdruck der Allianzen/Unterstützung zwischen unterschiedlichen nicht-heteronormativen Gruppen und Menschen. Welche Gruppen in der Abkürzung aufscheinen ist Ausdruck sich verschiebender Bündnisse, Bewegungen und Auseinandersetzungen innerhalb der Communities. Diese Abkürzung beinhaltet also sowohl sexuelle Orientierungen als auch Genderidentitäten.
Inter*
Menschen, deren Genitalien, Hormonproduktion oder Chromosomen nicht der medizinischen Norm von ‚eindeutig‘ “männlichen” oder “weiblichen“ Körpern zugeordnet werden können. Häufig werden Inter*-Personen auch als Inter*sexuelle bezeichnet. Doch Inter* hat nichts mit dem sexuellen Begehren einer Person zu tun, also ob eine Person schwul, bi, lesbisch, asexuell, pansexuell oder hetero ist, und wird deshalb von vielen Inter*Personen abgelehnt.
Trans*identität
Der Begriff Trans*identität wurde als Alternative zur medizinischen Diagnose „Transsexualität“ geprägt, um zu verdeutlichen, dass es für Transidente nicht in erster Linie um Themen der Sexualität geht, sondern um die Frage der Identität. Dies ist wichtig zu unterscheiden, weil eine Trans*Person genau wie eine cis-Person hetero-, homo-, bi-. pan-, multi-, asexuell usw. sein kann.
Außerdem wird der Begriff „Transsexualität” von vielen Trans*Personen abgelehnt, weil er aus dem psychiatrisch/medizinischen Bereich kommt und dort Trans*identität immer noch als psychische Störung beschrieben wird.
Trans*(gender)
Der Begriff Trans* schließt alle Menschen ein, die eine andere Genderidentität besitzen und ausleben oder darstellen als jenes Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Das Sternchen ist ein Versuch, sämtliche Identitätsformen und Lebensweisen von Trans* zu berücksichtigen.
Queer
Als queer bezeichnen sich Personen, die sich nicht auf einen der heteronormativen Stereotype („der Mann” oder „die Frau”) festlegen können und/oder wollen und/oder ihre sexuelle Orientierung und/oder ihre Genderidentität als „quer“ zur vorherrschenden Norm der Heterosexualität beschreiben und/oder die eine heteronormative Regulierung von Gender und Begehren kritisieren.
Der Begriff wird nicht nur als Selbstbezeichnung von Menschen verwendet, sondern bezeichnet auch ein Bündel wissenschaftlicher Theorien und politische Bewegungen und Gruppen. Queer entzieht sich einer eindeutigen Definition und will ein bewegliches, uneindeutiges Konzept bleiben.
Questioning
Personen, die ihre eigene Identität, sexuelle Orientierung und Begehren entdecken, erkunden und hinterfragen.
Die sexuelle Orientierung hat nichts mit der Genderidentität zu tun: So kann jeder Mensch homo-, hetero-,bi-, multi- pan- oder asexuell sein, unabhängig von seiner Genderidentität. Auch hier kommt es allein auf die Selbstdefinition (der jeweiligen Personen) an.
Aromantik
Als aromantisch bezeichnen sich Personen, die keine romantische Anziehung bzw. kein Verliebtheitsgefühl gegenüber anderen Menschen empfinden. Viele aromantische Menschen gehen ebenfalls enge emotionale Verbindungen und Freund_innenschaften ein. Sie erleben Liebe aber auf eine platonische Weise als ein starkes, freundschaftliches Gefühl. Es ist hier wichtig, zwischen einem Verbundenheitsgefühl und romantischer Anziehung zu differenzieren.
Asexualität
Als asexuell bezeichnen sich Menschen, die immer oder phasenweise kein sexuelles Begehren empfinden.
Bisexualität
Romantische Anziehung und/oder sexuelles Begehren für Personen des eigenen und eines anderen Genders. Es muss sich dabei nicht zwangsläufig um Geschlechter innerhalb einer binären Geschlechterordnung handeln. Manche Personen, die sich als bisexuell bezeichnen, fühlen sich auch zu Menschen außerhalb des Zweigeschlechtersystems oder zu mehr als einem Gender hingezogen. Dieses Begehren muss dabei nicht zwischen den Geschlechtern gleichmäßig aufgeteilt sein und kann sich auch immer wieder verändern.
Heterosexualität
Romantische Anziehung und/oder sexuelles Begehren ausschließlich oder vorwiegend für Personen des anderen Genders in einer binären Geschlechterordnung.
Homosexualität
Romantische Anziehung und/oder sexuelles Begehren für Personen des eigenen Genders.
Lesbisch
Romantische Anziehung und/oder sexuelles Begehren zwischen Frauen*.
Pansexualität
Romantische Anziehung und/oder sexuelles Begehren unabhängig von der Genderidentität der Person_en. In Abgrenzung zum Begriff bisexuell, welcher durch die Vorsilbe bi die Norm der Zweigeschlechtlichkeit bestätigt, versucht “pansexuell” die Begrenzung auf zwei Geschlechter zu überschreiten.
Polyamourös
Menschen, die sich als polyamorös bezeichnen, leben in mehr als nur einer (Liebes-)Beziehung zur gleichen Zeit und stellen monogame Beziehungsformen, also Liebesbeziehungen zu nur einer Person, in Frage.
Schwul
Romantische Anziehung und/oder sexuelles Begehren zwischen Männern*.
Schwarz und weiß
Schwarz und weiß sind nicht als biologische Eigenschaften zu verstehen, sondern bezeichnen politische und soziale Konstruktionen. Schwarz und weiß sind also keine Hautfarben von Menschen, sondern beschreiben ihre Position als diskriminierte oder privilegierte Menschen in einer durch Rassismus geprägten Gesellschaft.
Schwarz ist die emanzipatorische Selbstbezeichnung von Schwarzen Menschen. Um den Widerstandscharakter dieses Wortes zu betonen, wird das „S” großgeschrieben.
Im Gegensatz zu Schwarz ist weiß keine Selbstbezeichnung (d.h. weiße Menschen haben nicht von sich aus begonnen sich aufgrund ihrer privilegierten Position als weiße zu bezeichnen), sondern beschreibt eine dominante Position, die meist nicht benannt wird. Weißsein bedeutet, Privilegien und Macht zu besitzen, wie zum Beispiel, sich nicht mit Rassismus auseinandersetzen zu müssen. In Deutschland/Österreich gelten weiße Menschen als “normal” und meist unhinterfragt als „deutsch”/„österreichisch“, können sich deshalb beispielsweise frei bewegen, ohne sich ständig ausweisen zu müssen und haben leichtere Zugänge zum Arbeits- und Wohnungsmarkt. Natürlich gibt es andere Diskriminierungsformen wie z. B. Klassenzugehörigkeit, die diese Zugänge auch bei weißen Menschen verhindern können.
Um den Konstruktionscharakter zu verdeutlichen, wird weiß kursiv geschrieben.
Person of Colo(u)r, People of Colo(u)r (PoC)
ist die Selbstbezeichnung von Menschen, die Rassismuserfahrungen machen. Die Bezeichnung ist in der Bürgerrechtsbewegung der USA entstanden und zielt auf die Vereinigung der unterschiedlichen Gruppen ab, die Rassismus erfahren, um so Kräfte zu bündeln und gemeinsam gegen Rassismus zu kämpfen.
B.PoC/BPoC
Abkürzung für Black and People of Colo(u)r – Selbstbezeichnung von Menschen, die Rassismuserfahrungen machen.